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INTERVIEW MIT DEM STIFTUNGSGRÜNDER
Warum haben Sie die Initiative für eine
Prostatakrebsstiftung ergriffen?


Zum ist Prostatakrebs ein gesundheitspolitisches Problem. Es stellt die zweithäufigste Todesursache an bösartigen Erkrankungen beim Mann dar. Mit zunehmender durchschnittlicher Lebenserwartung in den nächsten Jahren wird die Bedeutung wahrscheinlich noch weiter steigen.

Trotzdem ist Prostatakrebs in der Gesellschaft immer noch ein Tabuthema. Das männliche Image ist das des stets Gesunden. Frauen sind durch die intensive Betreuung des Gynäkologen bei Geburten schon früh mit dem Thema Vorsorgeuntersuchung vertraut und empfinden regelmässige Kontrollen als normal. Der Prostatakrebs, der in vielen Bereichen Ähnlichkeiten zum Brustkrebs hat, ist bei uns Männern immer noch nicht existent. Es ist wesentlich, ein Bewusstsein zu schaffen für diesen Krebs und die Möglichkeiten der Heilung bei frühzeitiger Erkennung. Vorsorge ist nicht unmännlich, sondern muss Folge einer sehr dezidierten Analyse sein!

Ein weiterer Grund für die Initiierung der Stiftung besteht darin, dass wir in Diagnostik und Therapie neue Ansätze suchen müssen, um die Vorsorge noch effizienter zu machen, unnötige Behandlungen zu vermeiden, notwendige Therapien aber frühzeitig anbieten zu können. Zu diesen Ansätzen zählen z. B. neue Tumormarker und das Erstellen von Risikoprofilen etc.

Eine Stiftung kann hier viel Gutes leisten.

Worin sehen Sie die grössten Herausforderungen
in Bezug auf Prostatakrebs?


Zum einen wird eine Verbesserung der Früherkennung wesentlich sein. Wir haben zwar mit PSA schon den besten Tumormarker der Medizin. Abhängig vom Grenzwert wird ein Grossteil der Tumore gefunden, aber es müssen immer noch zu viele unnötige Gewebeproben durchgeführt werden. Hier gibt es vielversprechende neue Entwicklungen, z.B. Proteomics, PCA3 etc. Ausserdem stehen die Strategien zum initialen Zeitpunkt der Früherkennung und dem weiteren Verlauf zur Diskussion.
  Bei der Prostatakrebstherapie ist die weitere Entwicklung von nervenschonenden, minimal invasiven Operationstechniken, z. B. der Telechirurgie, von grosser Bedeutung. Ebenfalls erforderlich ist die Weiterentwicklung der lokalen 3D-Radiotherapie bzw. der Protonentherapie. Eine zusätzliche Aufgabe besteht in der besseren Vorhersage der Aggressivität der Tumore. Es gilt der Satz: «Nicht jeder früh erkannte Prostatakrebs muss behandelt werden, aber derjenige, der behandelt werden muss, muss früh erkannt werden!»

Wir brauchen präzisere Vorhersagemodelle (wie z. B. auch bei Brust-, Gebärmutterkrebs etc.), um nicht unnötige Therapien durchzuführen. Beim fortgeschrittenen Tumor sind neue Chemo-, Immuno- und Antigefässbildungs-Therapien vielversprechend in der Entwicklung.

Der Prostatakrebs ist doch ein Alterskrebs, trotzdem ist er meist aber nicht die Todesursache der Erkrankten?

Von den Männern, die daran erkranken, sterben leider knapp die Hälfte, ein Grossteil davon schon unter 65 bis 70 Jahren. Dieser Tod ist leider sehr qualvoll. Aber auch die Männer, die mit, aber nicht wegen Prostatakrebs sterben (also an einer anderen Ursache), haben vorher möglicherweise einen langen Leidensweg mit Hormonentzug und klimakterischen Beschwerden sowie etlichen endoskopischen Prostataeingriffen hinter sich. Es ist eine Mär, dass das Sterben mit dem Tumor schmerzlos sei.

Wenn Sie als Arzt erleben, wie lange und beschwerlich der Leidensweg eines Patienten mit Prostatakrebs sein kann (z. B. Frank Zappa, Telly Savalas und viele andere), und sie wissen, dass ein solcher Verlauf hätte verhindert oder zumindest verkürzt werden können, so ist es eine logische Konsequenz, sich für eine Bewusstseinsbildung zu diesem Thema einzusetzen.